Renaturierung Südwestpolder Neuensien
Ausgangssituation:
Das Niedermoor Neuensien wird seit Anfang der 70er Jahre durch ein Pumpwerk entwässert. Der Bau eines Riegeldeiches verhinderte das Einströmen von Brackwasser auf die Fläche. So kam es zur schrittweisen Aussüßung des Polders, einer Veränderung der Flora und zum Degenerieren / Mineralisieren des Moorkörpers, da temporär bis unter 1,18m Fluroberkante abgepumpt wurde.
Das Nationalparkamt Rügen hat deshalb seit 1995 versucht, einen Deichrückbau oder wenigstens eine breite Schlitzung zu erwirken. Der LPV Ostrügen e.V. hat im Rahmen des Bundesförderprojektes „Ostrügensche Boddenlandschaft“ diese Bemühungen aufgegriffen und in seinem Pflege- und Entwicklungsplan festgeschrieben.
Nach erfolgtem Planfeststellungsbeschluss war der Weg frei für die Umsetzung des Vorhabens im Südwestteil des Polders. Vor der Realisierung der Vernässung des Nordostpolderteils sind weitere Untersuchungen nötig und in Auftrag gegeben.
Durch das starke Abpumpen führten die Gräben kaum Wasser, der Moorkörper war permanent wasserunterversorgt.
Der Bestand an salzvertragender Flora ging stark zurück und machte tiefwurzelnden Obergräsern platz. Die Folge waren Verqueckung und großflächige Brennessel- und Binsenbestände.
Realisierung:
Deshalb war die Sanierung des Grabensystems von besonderer Bedeutung.
Die Sanierung des Fleetgrabens war der Ausgangspunkt für die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des gesamten Grabensystems, weil die Sicherheit gegeben sein musste, dass nach Hochwasser ein schneller Rücklauf des Brackwassers in den Neuensiener See gewährleistet ist und über das Grabensystem schon bei mittlerem Hochwasser Moorflächen mit Brackwasser versorgt werden sollen, die bisher völlig ausgetrocknet waren.
Der zweite Bauabschnitt war die Installation einer Brücke, damit der Deich auch nach Schlitzung für Radfahrer und Wanderer passierbar bleibt. Dazu musste vor dem Deichabschnitt, der geschlitzt werden sollte, ein Behelfsdeich gebaut werden. Nach dessen Fertigstellung wurde der Deich auf einer Länge von 10m geschlitzt und die Brückenträger gegründet.
Die vormontierte Brücke wurde von 2 Baggern vom Behelfsdeich aus auf die Brückenständer aufgesetzt. Hier war äußerste Präzision gefordert.
Für den LPV Ostrügen e.V. war die Gestaltung der Brücke wichtig. Es durfte kein auffälliges Monster sein. Die Brücke ist schlicht und funktionell und passt sich gut in das reich strukturierte Landschaftsbild ein.
Einweihung der neuen BrückeAm 14. September 2001 wurde die fertig gestellte Brücke übergeben.
Der Bürgermeister der Gemeinde Lancken-Granitz, Herr Golle, dankte den Initiatoren dieses Projektes und verwies auf die Möglichkeit, Naturschutz und Tourismus zu verbinden, wenn alle Beteiligten an einer optimalen Lösung arbeiten.
Dann gab er mit dem symbolischen Schnitt des Bandes die Brücke frei. Das bedeutete gleichzeitig die Übernahme der Brücke in Gemeindeeigentum.
Anschließend wurde der Rückbau des Behelfsdeiches vor den Gästen vollzogen. Das war der Punkt, auf den letztlich alle voran gegangenen Arbeiten abzielten.
Nachdem mit dem Bagger die letzten Kubikmeter des Behelfsdeiches ausgehoben waren, ergoss sich das Brackwasser des Neuensiener Sees in den Fleetgraben und setzte kurzzeitig das angrenzende Areal so unter Wasser, dass sich der Moorkörper mit Wasser vollsaugen konnte.
Der Erfolg dieses Projektes ist insbesondere nach Hochwasser deutlich sichtbar.
Während im Nordostpolder auch nach Rückgang des Hochwassers das Wasser noch viele Tage auf der Fläche steht und unter großem Energieaufwand abgepumpt werden muss, ist das Wasser auf dem Südwestpolder durch die Deichschlitzung bereits nach wenigen Tagen abgelaufen.