Restauration Schmachter See
Notwendigkeit:
Schmachter SeeDer ehemals bedeutend größere und auch tiefere Schmachter See ist ein artenreicher Flachwassersee, der sich mit seiner vielfältigen Ufervegetation, wie Röhrichten, Erlensümpfen und Schwingmooren sowie den naturnahen Buchenwäldern an den randlichen Hängen, als ein einmaliger Biotopkomplex erfahren lässt. Seit seiner Entstehung in der letzten Eiszeit verändert sich der Schmachter See – wie alle Gewässer „altert“ er langsam aber stetig durch die natürlichen Verlandungsprozesse.
Durch die Einleitung von Abwässern der Kläranlage und erhöhte Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft erhöhte sich in den letzten Jahrzehnten der Stickstoff- und Phosphorgehalt des Sees derart, dass der See ökologisch instabil wurde. Die hohen Nitrat-, Nitrit-, Ammonium- und Phosphatwerte im Wasser und im Sediment hatten ein Algenwachstum zur Folge, das zu einer Schlammbildung von fast 1 cm pro Jahr führte.
Diese durch den Menschen initiierte, beschleunigte Seenalterung hätte dazu geführt, dass in wenigen Jahrzehnten Sedimentbänke aus dem Wasser ragen. Diese „Unmenge“ an Sediment konnte nicht mehr natürlich aufgearbeitet werden, das Seewasser trübte ein und Arten, die in Klarwasserseen vorkommen, waren verschwunden. und damit auch die Nahrungsgrundlage vieler Tiere, denn der Schmachter See und seine Ufer sind Brut-, Rast- und Nahrungsbiotop für eine Vielzahl von Vögeln und Laichgebiet für Amphibien.
Zielstellung:
Vorrangiges Ziel dieser Seerestauration war die Wiederherstellung natürlicher Nährstoffgehalte in Wasser und Sediment. Die Seenalterung und die damit einhergehende Verlandung des Sees sollten ihr „Zeitmaß“ zurück erhalten und wieder ein natürlicher Prozess werden. Darüber hinaus sollte der Klarwassercharakter des Sees wieder hergestellt werden, was den heimischen Tieren und Pflanzen ihre Lebensgrundlage bewahrt.
Voraussetzungen:
Seit 1990 werden keine Abwässer mehr in den Schmachter See eingeleitet. Die Landwirtschaft nutzt die angrenzenden Wiesen und Weiden inzwischen extensiv, ohne chemische Düngemittel auf den Flächen auszubringen und auch die Nährstoffeinträge aus den beiden zufließenden Gräben wurden im Vorfeld der Seerestauration u. a. durch die Sanierung der Zuläufe drastisch reduziert.
Im Jahr 2001 wurden verschiedenste wissenschaftliche Gutachten zur Seerestauration in Auftrag gegeben. Mit der Gemeinde Binz, den Naturschutzbehörden und dem LPV Ostrügen e.V. wurde im Anschluss eingehend beraten, ob die Restauration des Sees, der als NSG gesichert ist, zu verantworten, zu finanzieren und Erfolg versprechend zu realisieren ist. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass der Eingriff in diesen geschützten Lebensraum den ökologischen Zustand des Sees und auch der Ufer so deutlich verbessert, dass er dringend geboten und damit verantwortbar ist.
Mit diesem Pilotprojekt (noch nie zuvor wurde ein See in dieser Größe restauriert) wurde nicht nur ein Stück Heimat, sondern auch Lebensqualität bewahrt.
Technische Realisierung:
Dem See wurden ca. 330.000 m3 weiches Sediment und ca. 1.750.00 m³ nährstoffreiches Seewasser entnommen. Die Entnahme erfolgte mit einem Saugbagger, der mit einer Saugleistung von bis zu 2.000 qm/h einen zügigen Baufortschritt gewährleistete.
Der Einsatz dieser schon am Pomellener Dammsee erfolgreich eingesetzten Technologie hatte den Vorteil, dass weniger Wasser aufgewirbelt wurde, welches dann über die Ahlbek abfloss. Trotzdem wurde am Überlauf der Ahlbek ein zusätzliches Filterfließ eingebaut.
Am 31.08.2004 wurde das Baggerboot zu Wasser gelassen, am 29.09.2004 erfolgte der offizielle Startschuss durch den damaligen Umweltminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Herrn Prof. Wolfgang Methling.
Leitung für das Sediment-Wasser-GemischÜber eine 300 mm starke Leitung wurde das Sediment-Wasser-Gemisch direkt zu den Ackerflächen geleitet. Das „nur“ mit Nährstoffen angereicherte Spülgut war, wie eingehende Untersuchungen gezeigt hatten, geeignet, an Stelle von Düngemitteln auf die landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht zu werden.
Das so an die Ackerflächen beförderte Sediment-Wasser-Gemisch wurde über eine flexible Leitung mit den an Traktoren angebauten Ausbringungsvorrichtungen verbunden.
Im Gegensatz zu einer Verregnung ist diese Form der Ausbringung windunabhängig. Das Spülgut gelangte genau dahin, wo es hin soll – auf die Ackerfläche. Durch die Fahrgeschwindigkeit des Traktors wurde die Ausbringungsmenge reguliert, so konnte eine Pfützenbildung und damit eine Bodenerosion in Hanglagen verhindert werden. Außerdem konnte mit dieser Technologie der Schutz von Kleinbiotopen gesichert werden.
Mit diesem Projekt ist es gelungen, die vorrangigen Interessen des Naturschutzes mit den Belangen des Tourismus und der Landwirtschaft zu verbinden.
Vorhabensträger: Gemeinde Ostseebad Binz
gefördert mit Mitteln aus dem Haushalt des Umweltministeriums M-V sowie aus dem Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL).