Was ist der Biotopverbund und warum ist er so wichtig?
Lebensräume von Tieren und Pflanzen – Biotope – finden sich fast überall. Selbst in von Menschen veränderten oder geschaffenen Bereichen finden verschiedene Arten eine Nische zum Leben. Jedoch verlieren die Biotope durch anthropogene Eingriffe und Störung an Qualität und bieten häufig nur noch Allerweltsarten ein Zuhause. Ein besonders starker Eingriff ist die zunehmende „Verinselung“ der Biotope, also Zerschneidung von Lebensräumen durch beispielsweise Verkehrswege oder großflächige Ackerfluren mit intensiver Bewirtschaftung. Dadurch kann nur noch schwerlich ein Austausch zwischen den dort befindlichen Tier- und Pflanzenarten stattfinden, sodass es zu einer genetischen Verarmung und im schlimmsten Falle zum Aussterben der lokalen Populationen kommen kann.
Daher ist das Verbinden der Biotope von enormer Wichtigkeit. Einen großen Beitrag zu diesem Biotopverbund bzw. einer Vernetzung leisten sogenannte Trittsteinbiotope: Durch kurze Distanzen zwischen kleineren Biotopen kann ein Austausch stattfinden, der größere Lebensraumstrukturen über weitere Entfernungen indirekt verbindet. Das Projekt widmet sich der Aufwertung solcher Trittsteinbiotope in Form von Kleingewässern und Dorfteichen im Siedlungs(nah)bereich, damit sie diese Funktion wieder erfüllen können.
Kleingewässer als wichtige Trittsteine
Von der Zerschneidung von Lebensräumen besonders betroffen, sind Arten, die nur vergleichsweise kurze Distanzen zurücklegen können und zum Teil ein Mosaik aus verschiedenen Biotopen benötigen. Zu diesen Arten gehören beispielsweise Amphibien. Daher sind Kleingewässer in kurzen Entfernungen zueinander und zu anderen wertvollen Strukturen von besonderer Bedeutung für die Vernetzung von Lebensräumen dieser Artengruppe. Deutlich wird das besonders zur Wanderungszeit der Lurche, wenn an Straßen Zäune aufgestellt und die Tiere zu Hunderten abgesammelt werden müssen, um sie vor dem Überfahren zu schützen.
Jedoch ist nicht nur die Zerschneidung der Lebensräume ein großes Problem. Ein Blick auf die nachfolgende Grafik zeigt, dass seit ca. 1900 bzw. 1953 ein enormer Schwund an Kleingewässern zu verzeichnen ist. Auf der gesamten Insel beträgt der Verlust rund 30%. Grund hierfür sind zum einen Verlandungsprozesse, die durch anthropogene Einflüsse (z.B. hoher Nährstoffeintrag durch intensive Landwirtschaft) stark beschleunigt wurden, zum anderen wurden viele Sölle in Ackerflächen zur einfacheren Bewirtschaftung mit größeren Maschinen schlichtweg zugeschüttet oder fielen durch Meliorationsmaßnahmen (Anlage von Drainagen und Entwässerungsgräben) trocken.
Projektziel: bundesweit Biotopverbund stärken
Es zeigt sich deutlich, dass ein Handeln erforderlich ist – jedoch nicht nur auf der Insel Rügen. Bundesweit finden sich ähnliche Probleme, sodass so viele Kommunen wie möglich gemeinsam agieren müssen, um den Biotopverbund in Deutschland wieder zu stärken. In der Modellregion Rügen soll daher kommunenübergreifend eine Aufwertung von mehreren Trittsteinbiotopen erfolgen. Das Projekt soll auch andere Kommunen inspirieren, sich verstärkt der Thematik zu widmen und eigene Projekte umzusetzen. Nur so lassen sich die Artenvielfalt und die einzigartige Natur in Deutschland langfristig erhalten und entwickeln.