Das Niedermoorgebiet um das Gewässer Ossen (Gemeinden Buschvitz und Ralswiek / Insel Rügen) wurde nachweislich bereits seit 1835 entwässert und das natürliche Moorgrünland umgebrochen. Dadurch wurden zahlreiche natürliche Funktionen des Moores, wie die Speicherung von Kohlenstoffdioxid und die Wasserrückhaltung beeinträchtigt.
Seit 2008 konnten ca. 250 ha der den Ossen umgebenden Wald- und Grünlandflächen durch den Landschaftspflegeverband erworben werden. In den Folgejahren wurde der Wasserstand stufenweise um ca. 60 cm angehoben. 2017 wurde das Schöpfwerk abgeschaltet und der freie Auslauf des Ossens in den Kleinen Jasmunder Bodden durch die Schaffung eines Bypasses um das Schöpfwerksgebäude hergestellt.
Gleichzeitig wurde der bis dahin streng geometrisch aufgebaute Malbusen mit steilen Ufern in ein naturnahes Kleingewässer mit unterschiedlichen Tiefenzonen umgestaltet. Die Qualität des Wassers im Ossen und auch die Habitat- und ökologischen Funktionen des Moores haben sich durch diese Maßnahmen deutlich verbessert. Die Grünlandflächen, Schilfröhrichte und Großseggenriede, die aufgrund der Wasserstandsanhebung nicht mehr konventionell genutzt werden können, bieten einen Lebensraum für zahlreiche, teilweise gefährdete Vogelarten wie Seeadler, Kranich, Eisvogel, Rohrdommel oder Wachtelkönig und viele andere Tier- und Pflanzenarten. Die zur Beweidung vorgesehenen Flächen sind seit 2011 als Teil des Nationales Naturerbes anerkannt. Zudem ist eine Ausweisung als Naturschutzgebiet vorgesehen.
Aktuell werden die noch befahrbaren Grünlandflächen der Ossen-Niederung durch Mahd bewirtschaftet. Diese Form der Bewirtschaftung würde langfristig zu einer Ausbreitung von artenarmen Röhrichtgesellschaften in den wiedervernässten Bereichen und strukturarmem Grünland in den gemähten Bereichen der Ossen-Niederung führen.
Zukünftig beabsichtigt der LPV als Flächeneigentümer daher die Etablierung einer extensiven Beweidung mit robusten Rinder- und Pferderassen. In Zusammenarbeit mit einem Landwirt soll eine Ganzjahresbeweidung mit z. B. Galloway-Rindern und Exmoorponys als Multispeziesbeweidung stattfinden, in die auch Waldbereiche einbezogen werden.
Die Weidetiere schaffen durch Bodenverwundungen wie Trittschäden, das Schaffen von Offenstellen an Ufern und in Röhrichten ein Mosaik aus verschiedenen Kleinstlebensräumen. Es entstehen eng verzahnte Landschaftsmosaike aus offenen Böden, Weiderasen, Hochstaudenfluren, Röhrichten, Gebüschen, lichten Wäldern und Sonderstrukturen wie Tränken und Suhlen mit der darauf beruhenden Artenvielfalt. Zahlreiche Arten, die auf einem klassischen Mähgrünland keinen Lebensraum finden, profitieren von dieser strukturierenden Wirkung der Tätigkeit von Weidetieren.
Für das Vorhaben zur Einrichtung der Beweidung liegt seit 2019 ein Zuwendungsbescheid im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum aus Mitteln der EU vor.
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